Entdecker-Trails – oder – das erste Mal
Grundsätzlich geht es beim Entdecker-Trail darum, dass der Hund von Anfang an lernt, aus eigener Motivation heraus seine Nase einzusetzen, um ans Ziel (die Belohnung von der Versteckperson) zu kommen. Diese Verknüpfung – Geruch – →Spur folgen –→ Belohnung – ist die Grundvoraussetzung, um einen Hund zum Mantrailer auszubilden. Hat der Hund das nicht aus eigenem Antrieb verknüpft, weiß er später nicht, was von ihm auf einem Trail verlangt wird.
Step by Step: Aufbauen, lernen, motivieren und Kondition verbessern
Hat der Hund einmal die Verknüpfung – Geruchsartikel-→Spur-→Versteckperson – sicher begriffen, dann ist er startklar für den nächsten Schritt, die sogenannten Aufbau-Trails.
Der richtige Riecher
Es ist der besondere Geruchsinn des Hundes, der das Mantrailing so faszinieren macht. Es scheint uns fast unglaublich, wie ein Hund einen Menschen finden kann – mit nichts anderem als „Hinweis“ als ein kurzes Riechen an einem Taschentuch, einem Autotürgriff, einer Bürste. Eine Leistung, die ein Hund vollbringen kann, weil sich Nase und Geruchsinn des Hundes deutlich von denen des Menschen unterscheiden.
Geruch und Trail
„Geruchsverbreiter“ sind unsere Hautschuppen. Davon besitzen wir massenhaft, nämlich ungefähr eine Million Hautzellen zählt ein Quadratzentimeter Haut. Und wir verlieren sie auch massenhaft: ein dreißigstel dieser Zellen wird täglich abgestoßen, d.h. wir verlieren täglich die sagenhafte Menge von 67 Millionen Hautzellen. Anders ausgedrückt: Das sind 45.000 Hautzellen pro Minute. In jeder Sekunde 750!!!
Und jede verlorene Hautzelle bildet mit ihrem jeweiligen Geruch einen Teil der Spur.
Für das Mantrailing spielt die Frage der Geruchsverteilung eine wichtige Rolle. Die Hautpartikelchen, die wir verlieren, haben ein unterschiedliches Gewicht, es gibt leichtere und schwerere. Sie setzen sich auf dem Boden ab, aber auf Grund ihres unterschiedlichen Gewichtes tun sie das unterschiedlich schnell und liegen unterschiedlich „fest“. So bilden sich schwere und leichte Geruchsspuren, wobei Wind die schwere Geruchsspur nicht beeinflusst. Aber Wind kann beispielsweise für parallele Spurbildung sorgen. Nach Abbau der leichten Partikelchen bleibt dann nur noch die schwere Spur zurück.
Aber wie funktioniert es? – Nummerierungsmodell
- Ein Trail besteht aus einzelnen Hautpartikeln der Versteckperson
- Jedem verlorenen Partikel geben wir in unserem Gedankenmodell eine aufsteigende Nummer
- Je kleiner die Nummer, um so älter der Partikel
- Partikel mit einer höheren Nummer, bringen uns näher an die Versteckperson
Das ist aber interessant – oder wie die Nachricht ins Gehirn gelangt!
Gerüche sind grundsätzlich flüchtige Stoffe (Gase). Sie werden beim Mensch und beim Hund über die Nase in eine flüssige Form gebracht und dann von Sinneszellen „bemerkt“. Diese Sinneszellen haben die Aufgabe, die chemischen Informationen des in Wasser gelösten Geruchs in einen elektrischen Impuls umzuwandeln, der dann über Nerven die „Nachricht“ zum Gehirn transportiert.
Um die chemischen Informationen zu verarbeiten, gibt es im Kopf des Hundes vier sogenannte „chemische“ Sinnesorgane:
- Den Geschmacksinn
- Den Trigeminusnerv
- Das Jacobsonsche Organ und
- Die Nase
Wie riecht nun der Hund? Beim Riechen, auch Schnüffeln genannt, verändert der Hund den Luftfluss. Er weitet die Nasenflügel und leitet die Luft direkt zum oberen hinteren Teil, zur Riechmuschel. Bei der Wahrnehmung der Gerüche ist der Hund auch in der Lage, „stereo“ und auch „räumlich“ zu riechen. Die Luft verlässt dann seitlich und nach unten die Nasenflügel, um die einströmende Luft mit neuen Duftstoffen nicht zu behindern. Dabei vollbringt der Hunde eine gewaltige körperliche Leistung mit bis zu 300 Riechstößen pro Minute!
Zahlen, Daten und Fakten zum Thema Riechen
Mensch | Hund | |
---|---|---|
Riechschleimhaut | 5 cm² | 150 cm² |
Riechzellen | 10 – 20 Millionen | 150 – 250 Millionen |
Zillen | 5 – 20 | 100 – 150 |
Rezeptortypen | 300 | 1200 |
Bilateral | nein | ja |
Riechkolben | 1% | 10% |
Mantrailing: Wieso, weshalb, warum?
Der Begriff Mantrailing bedeutet wörtlich: Menschen verfolgen. Gemeint ist damit heute, dass Mantrailing-Teams den unglaublichen Geruchsinn von Hunden nutzen, um nach verlorenen gegangenen (oder versteckten) Menschen und Tieren zu suchen. Dabei sind die Einsatz- und Arbeitsgebiete vielfältig:
• Mantrailing in der Rettungshundearbeit
• Mantrailing in der Polizeiarbeit
• Mantrailing im Freizeitbereich
Weil Schnüffeln und Suchen so tief in der DNA eines Hundes verankert sind und es ihm nicht zuletzt deshalb auch großen Spaß macht, hat Mantrailing sich in der Zwischenzeit auch als artgerechte Auslastung für den Hund und als anspruchsvolle gemeinsame Beschäftigung für Mensch und Tier etabliert.
• Hunde lernen, sich zu konzentrieren
• Die Umweltsicherheit von Hunden wächst. Ängstlichkeit wird oft weniger, denn Trailen fördert das Selbstbewusstsein eines Hundes
• Beim Mantrailing lernen Hunde, Probleme selbstständig zu lösen – das andere Ende der Leine kann zwar lernen, sie zu unterstützen, aber verglichen mit dem Hund ist der Mensch ein „Geruchslegastheniker“, was heißt, er hat halt keine Ahnung, wo es bei der Suche langgeht
• Die Zusammenarbeit von Mensch und Hund wird durch das Mantrailing nachhaltig gefördert durch gemeinsame Erfolgserlebnisse bringen beide einander näher – und der Hund erfährt dabei unmittelbar seinen großen Beitrag zum gemeinsamen Erfolg.
Und der Mensch? Was bringt ihm das Mantrailing? Salopp gesagt, wird er vom Hundebesitzer zum Hundeversteher:
• Er lernt die Körpersprache seines Hundes zu lesen und zu verstehen
• Er bekommt ein besseres Verständnis seiner eigenen Körpersprache und ein Gefühl dafür, welche Auswirkungen diese unmittelbar auf die Kommunikation mit seinem Hund hat
• Er lernt Vertrauen in seinen Hund zu haben, denn beim Mantrailing ist der Hund der Chef!
Das alles bedeutet: Der Mensch lernt, seinen Hund ganz neu zu sehen – und das weckt bei ihm eine hohe Motivation, gemeinsam mit seinem Hund aktiv zu sein. Was für ein Gewinn für das Mensch/Hund-Team!
Leinenhandling – die Verbindung zwischen Mensch und Hund!
Die Trail Leine ist auf dem Trail das Kommunikationsmittel zwischen Mensch und Hund. Über die Leine unterstützt der Mensch den Hund, bestätigt seine Entscheidungen und gibt ihm Sicherheit. Die hohe Kunst des Leinenhandlings besteht also darin, dem Hund Support zu geben und gleichzeitig dem Hund und seinem Suchcharakter die Freiheit zum selbstständigen Arbeiten zu lassen. Was auch passiert: Beide Hände gehören an die Leine.
Mantrailing ist eine Leidenschaft!